«Die Gams, sie lebt nicht im Frieden» heisst das neue Buch von Jürgmeier. Ende Oktober hat er es im bücherraum f vorgestellt. Die Lesung samt lebhafter Diskussion lässt sich hier als Podcast nachhören.
Jürgmeier berichtet aus dem Alltag, reflektiert ihn, treibt ihn teilweise ins Fiktive weiter und macht im Wechselspiel von Naturerlebnissen, persönlichen Befindlichkeiten sowie gesellschaftlichen Verhältnissen die heutige Lage sichtbar.
Im bücherraum wurde zwischen und nach der Lesung intensiv über Ökologie und Wohltätigkeit, über Schule und Schreiben, über Journale und Tagebücher diskutiert. Ein abwechslungsreiches Hörvergnügen.
Jürgmeiers Buch lässt sich auch als lange essayistische Erzählung lesen. Im Untertitel nennt er es ein «Falländer Journal», und tatsächlich handelt es sich um, reflektierende, Aufzeichnungen, die von 2016 bis 2020 reichen – von Trump und der «Nazischlampe» bis zu den Katzen von Aleppo und Corona. Die Beobachtung «Noch nie habe ich eine Frau mit Drohne gesehen» führt zu Erwägungen über männlich aufgeladene Technologien. Anhand einer Lesefrucht wie «Fluchtfliegen» wird die Bedeutung von Versprechern und Sprachregelungen verhandelt. Und die Gams lebt nicht im Frieden, weil für sie immer Jagdzeit ist. Was auch uns zu drohen scheint.
Das Buch, in der edition 8 erschienen, ist leichtfüssig lesbar und stellt auch eigene Gewissheiten in Frage. Zugunsten eines gesellschaftlichen Engagements, das sich sorgt, differenziert, aber nicht verzweifelt.
Jürgmeier, 1951 geboren, war, «gründlich unausgebildet», jahrzehntelang in publizistischen, soziokulturellen und Bildungszusammenhängen tätig. U.a. bei Radio DRS, in einer Berufsfachschule und als Leiter von Männergruppen. Er hat die Achtziger Jugendbewegung, den Ökoaufbruch und Lebensläufe im Kalten Krieg dokumentiert, sich an Gendereien, insbesondere Männlichkeitskonzepten, abgearbeitet und das Lernen als «Sache für alle» befördert. Sein Werk als Schriftsteller umfasst literarische Reportagen, Essays, Satiren, Prosa und Gedichte. Siehe auch www.wort.ch.