Bewegend. Erschütternd. Empörend. Lisbeth Herger zeichnet in ihren Büchern Frauenschicksale aus der Geschichte des Schweizer Sozialregimes nach. Aber es sind gerade nicht unergründliche Schicksale. Das Unrecht hat Namen und Adressen: Beamtenwillkür, willfährige Psychiater, rigide Moralvorstellungen, private Ausbeutung. Da sind Anna Maria Boxler und Pauline Schwarz, die mit Listen der Ohnmacht gewalttätige Männer und gewalttätige Institutionen überlebt haben. Da ist Lina Zingg, als Haussklavin gehalten (nein, nicht im 19. Jahrhundert, sondern Ende des 20. Jahrhunderts).
Darüber hat Lisbeth Herger kürzlich im bücherraum f berichtet. Auch über ihre Arbeitsmethoden, die geradezu detektivische Suche in zahllosen Archiven, die diffizile Beziehung zu Verwandten der Dargestellten oder auch juristische Fallstricke. Der Vortrag samt Diskussion lässt sich hier nachhören; der ganze Abend wurde in Mundart durchgeführt.
Fünf Bücher von Lisbeth Herger liegen vor:
- Lisbeth Herger und Heinz Looser: Fassaden und Innenwelten. Das Waisenhaus von Richterswil. AlataVerlag, Richterswil, 2022.
- Lisbeth Herger: «moralisch defekt». Pauline Schwarz zwischen Psychiatrie und Gefängnis. Hier und Jetzt, Baden, 2020.
- Lisbeth Herger: Lebenslänglich. Briefwechsel zweier Heimkinder. Hier und Jetzt, Baden, 2018.
- Lisbeth Herger: Unter Vormundschaft. Das gestohlene Leben der Lina Zingg. Hier und Jetzt, Baden, 2. Auflage 2016.
- Lisbeth Herger (Text) und Heinz Looser (Recherche): Zwischen Sehnsucht und Schande. Die Geschichte der Anna Maria Boxler 1884–1965. Hier und Jetzt, Baden, 2. Auflage 2013.