Und wir bewegen uns doch

Das Jahr 2020 begann im bücherraum f erfolgreich, mit drei Veranstaltungen: Andreas Rieger sprach empirisch fundiert und theoretisch reflektiert über Macht in der Schweiz; Alice Grünfelder berichtete anhand einer Fallstudie zur Friedensbewegung im deutschen Mutlangen über Protestformen, mit aktuellen Ausblicken; und dann gab es einen proppenvollen Saal, als Monika Saxer und Stefan Howald die unermüdliche und furchtlose Schweizer Reisende Ella Maillart (1903–1997) in Wort und Ton und Bild vorstellten.

Ab März veränderte sich unser aller Leben. Darüber brauchen wir hier nicht zu reden.

Auch wir mussten geplante Veranstaltungen absagen und schlossen die Bibliothek für die Öffentlichkeit. Die Fixkosten liefen weiter, obwohl uns die Hausbesitzerin zweimal beim Mietzins entgegenkam. Wir arbeiteten hinter den Kulissen bzw. heruntergelassenen Rollladen, an den Beständen und an der Aufarbeitung des bisher Geleisteten. Seit Beginn im September 2018 haben wir über 30 Veranstaltungen durchgeführt, beworben mit den schon beinahe ausstellungsreif gewordenen Flyer von Helen Ebert.

Zudem hat die Politisch-Philosophische Bibliothek PPB im vergangenen Jahr ihren Bestand um rund 1000 Einheiten auf über 9000 Bücher und Zeitschriften aufgestockt. Die Bibliothek schema f hat zu ihren bisher rund 11000 Titeln ebenfalls neue Bücher eingegliedert. Über einige Neueingänge und alte Trouvaillen berichten wir auf unserer Website unter blog/aktuelles.

Im September nahmen wir einen neuen Anlauf, mit sehr erfolgreichen Veranstaltungen mit Hans Fässler und Ruedi Küng. Fässler stellte unter dem Titel «Bergsturz und Denkmalsturz» seine unermüdliche antirassistische Arbeit vor und knüpfte an die aktuellen politischen Diskussionen über Black Lives Matter an. Ruedi Küng handelte anhand literarischer Reportagen von Ryszard Kapuściński über Fragen journalistischer Ethik, die im Zeichen von Fake News ja durchaus dringlich sind.

Es folgten Lesungen und Diskussionen mit Liselotte Lüscher, zu Marlene Stenten, zu Marxens Kapital und zu Stuart Hood. Durchaus erfreulich und erfolgreich, aber die einschneidenden pandemiebedingten Massnahmen beeinträchtigten doch zunehmend unsere offene und entspannte Begegnungs- und Debattenkultur. Immerhin versuchen wir, mit, beschränkten, technischen Fähigkeiten, uns der neuen viralen Welt anzupassen. Von den letzten Veranstaltungen haben wir Podcasts hergestellt, nachzuhören unter https://tinyurl.com/br-podcasts. Wir möchten diese Form ausbauen und denken gar über audiovisuelle Formen nach.

Im Rahmen des bücherraums f sind zudem die Dora-Koster-Materialien endgültig aufgearbeitet und an die Zürcher Zentralbibliothek übergeben worden. Die Forschungsstelle Dora Koster bleibt weiterhin beim bücherraum f angesiedelt (https://www.stefanhowald.ch/dora_koster.htm).

2020 erhielten wir wiederum verdankenswerte Unterstützung von unseren Vereinsmitgliedern und weiteren SympathisantInnen; durch eine gezielte Spende konnten wir auch die Infrastruktur im bücherraum verbessern. Weiterhin sind wir natürlich auf Unterstützung angewiesen; der Mitgliedsbeitrag 2021 beträgt 60 Franken, Fördermitglieder sind mit 240 Franken dabei.

bücherraum f  —  ein raum, zwei bibliotheken, viele debatten
Jungstrasse 9   8050 Zürich   buch@buecherraumf.ch   www.buecherraumf.ch
bücherraum f. Postfinance 61-76601-1. IBAN CH63 0900 0000 6107 6601 1.
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