Die zwei Bibliotheken des bücherraums f sind für die Eröffnung vorbereitet.
Rund 14’000 Bücher sind eingeräumt. Zwar noch nicht ganz alle am richtigen Ort, aber sie stehen doch schon stolz und aufrecht in den Büchergestellen und winken verlockend. Die Eröffnung des bücherraums f ist auf den 25. August festgesetzt, bitte das Datum vormerken. Am Samstag, von 12 bis 18 Uhr, gleich nachdem der schöne Markt in Oerlikon abgeräumt ist, auf der anderen Seite der Geleise, drei Minuten vom Max-Frisch-Platz, an der Jungstrasse.
Viel Arbeit steckt schon im Raum drin. Tiefblau leuchten die Büchergestelle, oder silbern schimmernd. Dicht gedrängt, aber nach den offiziellen Abständen und Vorschriften ausgerichtet, und zwischen den Gestellen ist man von so viel geistigem Reichtum umgeben.
Links also die Politbibliothek f, mit vorläufig 7000 Büchern. Die nationalen Grenzen sind noch nicht ganz gefallen: zwei ganze Regale mit Büchern für und über die Schweiz. Der konservative Ideologe Gonzague de Reynold steht nicht weit von Streikführer Robert Grimm; Jean Ziegler ist geradezu ein eigenes Sachgebiet, weil er nicht nur die Weisswäscherei der Schweiz entlarvt, sondern auch den aufkommenden Wind in Afrika beschrieben hat.
Blau leuchten die diversen Marx-Engels-Ausgaben und braun die Lenin-Gesamtausgabe (Farben sind mehrdeutig), neben Rosa Luxemburg. Stalin ist selbstverständlich aus dem Kanon der marxistischen Klassiker ins Sachgebiet Sowjetunion ausgelagert, neben die Werke zur Kritik des Stalinismus; und darunter dann ein ganzes Tablar zum Anarchismus. Auch sonst gibt es Zuordnungsprobleme: Zählt die Frankfurter Schule zum Marxismus? Ein Kollege hat das als Fangfrage verstanden; aber das sind die realen Fragen der theoretischen Praxis. Ein ganzes Gestell mit Psychologie und Psychoanalyse und Psychiatrie – das muss noch alphabetisch geordnet werden, Adler vor Freud und Modena vor Rothschild und Reich nach Fromm.
Beim Einordnen sind auch Doubletten aufgetaucht (nicht gerade wenige), in langen Jahren angesammelt, deren Sichtung einen Beitrag zur Kulturgeschichte des Sammelns ermöglichen würde. Sie werden im Übrigen billig abgegeben.
Rechts die Frauenbibliothek von schema f. Zuerst waren die Krimis ausgepackt und eingestellt, nach Brecht bekanntlich ein Produktionsmittel, und ein Überlebensmittel angesichts unserer Zeitumstände, wo der Betrüger frech im Rampenlicht auftritt. Auch feministische Theorie ist schon vorhanden, Nachschlagewerke bieten sich wohlfeil an und Jugendbücher. Aber da stehen noch ein oder zwei oder drei Tausend Bücher in Papiertragtaschen aufgereiht; auch die Nebel von Avalon sollen noch darin wabbern.
Oerlikon zeigt schon seinen multikulturellen und multisozialen Charme. Um die Ecke das Spielwarengeschäft, in dem Rollenspiele geübt werden, wenn denn die Rollen in den Büchern nicht genügen. Der ausufernde, währschafte Binzgarten beim Bahnhof hat seit geraumer Zeit eine Sisha-Lounge, und an der Schaffhauserstrasse reihen sich gleich fünf oder sechs solcher aneinander. Die Wähe von der von einer Stiftung betriebenen Cafébar Enzian ist sehr empfehlenswert, etwa fünf Zentimeter dick!, und in einem früheren lokalen Café hat sich das Indian Palace eingemietet. Vor dem Fenster eilen die SchülerInnen von der AKAD zum Bahnhof und zurück oder flanieren – alles potenzielle LeserInnen.
Die Infrastruktur im bücherraum f setzt sich allmählich zusammen: Teekocher und Kaffeemaschine sind in Betrieb, die gediegenen Schreibtische stünden auch schon zum Arbeiten bereit. Kleinkunst wird es an den Wänden geben und Fotografien. Fürs Programm mit Vorträgen und Lesungen und Diskussionen ab Oktober sind schon viele Ideen vorhanden.
Doch türmen sich noch etliche Aufgabenberge. HelferInnen sind jederzeit willkommen.